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Reiseführer
Tansania

Ngorongoro – der größte Krater der Welt. Kilimandscharo – der höchste Berg Afrikas, mit Schnee bedeckt. Die Serengeti – in der Geparden, Gazellen und Gnus grasen. Sansibar – ein Inselparadies mit Sultanspalästen. Und alles in einem Land, einem Meltingpot der Kulturen mit überwältigender Gastfreundlichkeit und Spuren deutscher Geschichte!

Zwischen Afrika und Orient

Weite Strände und exotische Gewürzfelder liegen auf der paradiesischen Inselgruppe vor Afrikas Ostküste nur wenige Kilometer auseinander. Tansania ist ein buntes Mosaik aus Ethnien, Sprachen und Traditionen. Dazu zählen eines der letzten Nomadenvölker der Welt, die Massai. Ebenso die Suaheli, deren kulturelles Erbe aus Arabien, Europa und Afrika stammt. Fast 130 Volksgruppen leben im Land und es grenzt fast an ein Wunder, dass diese Vielfalt keine politische Instabilität erzeugt – wie es in den Nachbarländern oft der Fall ist. Nationalsprache ist Suaheli – ein Idiom, das aus der Begegnung der Küstenbewohner mit arabischen Seefahrern entstanden ist. Mit Englisch, der Sprache der britischen Kolonialherren, kommst du in Tansania aber meist durch. Dass wir letztlich alle vom afrikanischen Kontinent stammen, kannst du dir in der Olduvai-Schlucht im Norden des Landes beweisen lassen: Hier wurden einige der ältesten Überreste der Vorfahren des Menschen ausgegraben. Nicht immer ist man mit den Menschen in Tansania so freundlich umgegangen wie heute: In Bagamoyo, einst die Hauptstadt Deutsch-Ostafrikas, wurden Hunderttausende als Sklaven in die ganze Welt verschifft.

Ein Fünftel unter Naturschutz

Das heutige Tansania ist mit einer Fläche von 945 000 km2 fast dreimal so groß wie Deutschland. Mehr als ein Fünftel dieses Gebiets steht unter Naturschutz. Das Selous-Reservat ist das größte Schutzgebiet Afrikas und mit seinen 44 800 km2 in etwa so groß wie die Schweiz. Das Kontrastprogramm zur Natur wartet in den Städten, vor allem in Tansanias größter Metropole Daressalaam. Aus Radios am Straßenrand scheppert Musik, der Imam ruft zum Gebet und Bettler bitten um ein paar Schillinge. Daressalaam ist eine der am schnellsten wachsenden Städte der Welt. Die Menschen verdienen dort im Schnitt weniger als 50 Euro im Monat. Wer – wie die meisten – keine Arbeit hat, muss erfinderisch sein, vor allem auf dem Land. Mehr als vier Fünftel der 58 Mio. Tansanier sind Kleinbauern, die für ihren Eigenbedarf anbauen und deren Ernte wegen des Klimawandels immer unberechenbarer ist. Trotzdem geht es dem Land heute besser als zu Zeiten des Ujamaa-Sozialismus von Gründungspräsident Julius Nyerere, als Regale in den Geschäften oft monatelang leer standen und die Menschen nur dank geschmuggelter Waren aus Kenia überlebten.

Geschichte

  • 3,5 Mio. Jahre v. Chr.

    Erste menschliche Spuren im Great Rift Valley

  • Ab 9.Jh.

    Aufschwung der Suaheli-Kultur

  • 18.Jh.

    Muslime kontrollieren die Handelswege

  • 1873

    Verbot des Sklavenhandels

  • 1890

    Tanganyika gehört zur Kolonie Deutsch-Ostafrika

  • 1919

    Tanganyika wird unter das Protektorat der Briten gestellt

  • 9.Dez. 1961

    Unabhängigkeit

  • 26.April 1964

    Tanganyika und Sansibar schließen sich zur Republik Tansania zusammen

  • 1967

    Arusha-Deklaration: Die sozialistische Ära beginnt

  • 1985

    Der Afrikanische Sozialismus scheitert

  • 1995

    Erste Mehrparteienwahlen

  • 2020-2022

    Schwieriger Umgang mit der Coronapandemie durch fehlende Infrastruktur und teils gezielte staatliche Desinformation

  • 2021

    Salima Suluhu Hassan wird erste weibliche Präsidentin

Bevölkerungswachstum frisst Wrtschaftswachstum auf

Wie viele andere afrikanische Länder, so erlebt auch Tansania seit einigen Jahren ein rapides Wirtschaftswachstum. Das Bruttosozialprodukt steigt im Durchschnitt um fünf Prozent pro Jahr, doch die Mittelschicht wächst nur langsam. Das hohe Bevölkerungswachstum – jede Frau in Tansania gebärt im Schnitt fünf Kinder – zehrt den Wachstumsvorteil auf. Die Regierung hofft auf Einnahmen aus Gas- und Uranvorkommen. Und auch Kleinunternehmer verdienen heute mehr Geld als früher. Fast jeder besitzt heute ein Handy – und bietet seine Produkte oder Dienstleistungen auch im Internet an und informiert sich über die aktuellen Marktpreise für Zwiebeln oder Mais. Die Armut sinkt aber nur langsam. Eines der Hauptprobleme des Landes ist Korruption. Als bekannt wurde, dass unter der Regierung von Jakaya Kikwete 124 Mio. $ veruntreut wurden, die eigentlich für den Aufbau des Stromnetzes gedacht waren, drehten selbst die treuherzigsten Geberländer für eine Weile ihre Geldhähne zu. Bisher kassierte die Regierung jedes Jahr mehr als 1 Mrd. $ Entwicklungshilfe.

Junge Nation

Erst 1961 wurde das ehemalige Deutsch-Ostafrika von Großbritannien unabhängig, drei Jahre später schlossen sich Tanganyika (so die historische Bezeichnung des Festlands) und die Inselgruppe Sansibar zur Republik Tansania zusammen. Die dortige Unabhängigkeitsbewegung hat dennoch wenig Rückhalt in der Bevölkerung. Eine der größten Herausforderungen Tansanias ist der Erhalt seiner Natur. Viele der 310 Säugetierarten, mehr als 1100 Vogelspezies und 10 000 Pflanzen sind durch das Bevölkerungswachstum stark gefährdet. Der Viktoriasee ist fast leer gefischt und an der Küste wird zunehmend mit Dynamit „geangelt“. Dabei zerstören die Fischer aber auch die Nahrungsgrundlage der Wassertiere, die Korallenriffs. In der Steppe gefährden Dürreperioden und Überschwemmungen die Lebensgrundlage der Massai. Umstrittene Straßen- oder Dammbauprojekte zur Modernisierung Tansanias gefährden die Natur weiter. Umso wichtiger sind die Initiativen, die Umweltschutz und die lokale Bevölkerung in nachhaltigen Tourismus einbeziehen. Es lohnt sich, darauf zu achten, ob ökologische und soziale Standards eingehalten werden.

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