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Reiseführer
New York City

New York, das ist die Hauptstadt des amerikanischen Traums. Wer diese riesige, energische, nervenkitzelnde Stadt und ihren Einfluss auf den Rest der Welt begreifen will, muss selbst hinfahren und dort aufwachen – mitten im nie endenden Summen der Metropole, zwischen Sirenengeheul und Zuggeratter, als einer von rund achteinhalb Millionen Menschen aus allen Ländern der Welt. Das New-York-Gefühl muss man einfach selbst erleben. Hautnah.

Neues Selbstbewußtsein am Ort des Terrors

New York ist hektisch, laut, herausfordernd, groß und mächtig. Der 2015 eröffnete Wolkenkratzer One World Trade Center (1WTC) dominiert mit seinen 541 m Höhe die südliche Skyline Manhattans und symbolisiert das wieder erstarkte Selbstbewusstsein. Gleich daneben erinnern die Wasserfälle des 9/ 11- Mahnmals eindrucksvoll an die Zwillingstürme, die hier vorher standen, und an den Terroranschlag, der sie einstürzen ließ. Wie eine Kathedrale der Mobilität erhebt sich der neue U-Bahn-Knotenpunkt Oculus östlich des Mahnmals. Der Bahnhof sieht aus wie ein überdimensionaler weißer Vogel, der seine Flügel zum Abheben öffnet – und ist derzeit der wohl spektakulärste Bau Manhattans.

Hauptstadt des Nachtlebens

Außerdem ist die City nach wie vor die Hauptstadt des Entertainments: Nightlife vom supercoolen Jazz-Konzert bis zur Underground-Punk-Bar, vom angesagten Hip-Hop-Musical bis zum Opernabend der Spitzenklasse. Das Publikum ist bunt, begeisterungsfähig, kompetent und vor allem kritisch. Wer es hier schafft, schafft es überall – sang schon Frank Sinatra in seinem Welthit „New York, New York“. In Downtown Manhattan (also südlich der 14.Straße) ist die Restaurant- und Barszene spannender als in Midtown oder im nördlichen Manhattan. Neue elegante Hotels, hippe Nachtclubs und mutige Architektur wie das Cooper-Union-Gebäude, das New Museum und der Frank-Gehry-Tower (offiziell: 8 Spruce Street) locken New Yorker wie Touristen in den Süden. Neben altem Gemäuer liegen elegante Bars, Historisches steht neben Modernem – diese Gegensätze ziehen die Besucher an. Jedes Jahr im April wird das TriBeCa Festival, das von Hollywoodstar Robert de Niro mitgegründet wurde, zum Besuchermagnet für Filmemacher, Cineasten, Celebrity-Jäger und alle, die auf Glanz, Glamour und rote Teppiche stehen.

Geschichte

  • 1524

    Der italienische Entdecker Giovanni da Verrazzano segelt in den New Yorker Hafen und trifft auf die Lenape-Ureinwohner

  • 1624

    Die Niederländer besiedeln das Gebiet und nennen es Neu-Amsterdam

  • 1664

    Die Stadt ergibt sich kampflos den Engländern und wird in New York umbenannt

  • 1788–1790

    New York ist die erste Hauptstadt der USA

  • 1886

    Die Freiheitsstatue wird eingeweiht

  • 1892–1954

    Mehr als 12 Mio. Menschen wandern über New York ein

  • 1952

    New York wird Hauptquartier der UN

  • 2001

    Bei den Anschlägen vom 11.September sterben fast 3000 Menschen

  • 2020

    Mit The Edge öffnet die höchste Open-Air-Aussichtsplattform der westlichen Welt

  • 2021

    Die Corona-Pandemie fordert 40 000 Opfer in New York

  • 2022

    Eröffnung des Museum of Broadway

Kreativität und Nachdenklichkeit

Im Medienzentrum der USA operieren wichtige Fernsehsender, große Magazine und die Tageszeitung, die als die beste der Welt gilt: The New York Times. Auch die bedeutendsten Buchverlage sitzen hier. Überhaupt kommen aus vielen vor allem kreativen Branchen die Besten der Besten in New York zusammen – der glitzernde, raue Stadtdschungel mit all seiner Ambition und seinen Möglichkeiten hat nach wie vor eine hohe Anziehungskraft. Aber die New Yorker sind nachdenklicher geworden. Die Protestbewegungen Occupy Wall Street und Black Lives Matter und die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten haben auch hier am Weltbild amerikanischer Existenz gerüttelt. Zuletzt hat vor allem die Corona-Pandemie die Metropole gebeutelt und verändert. Mehr als 40 000 New Yorker starben nach einer Infektion mit dem Virus, Geschäfte und Restaurants gingen ein, Menschen verließen die Stadt. Die Auswirkungen werden wohl noch lange spürbar bleiben; unter anderem brauchst du wohl noch eine Zeit lang für viele Museen und andere Attraktionen Vorab-Reservierungen.

Politisch ja, aber Politik wird in Washington gemacht

New York wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zum Hauptsitz der Vereinten Nationen. Die UN-Zentrale am East River steht in der Debatte um globale Krisen und Konflikte wie etwa den Ukraine-Krieg mit im Rampenlicht, und die amerikanische Politik hat die Stadt nicht erst seit den Terroranschlägen vom 11.September 2001 immer im Blick. Aber New York zieht seine Bedeutung nicht aus der Politik. Dafür ist Washington, D. C. zuständig. Rund 8,5 Mio. Einwohner leben heute in der einstmals größten Stadt der Welt, die im Lauf der Geschichte längst von anderen Megacitys überflügelt worden ist. 24 Mio. Einwohner hat die Metropolitan Area insgesamt, die die angrenzenden Gebiete einschließt, dazu kommen die Touristen, die auf den Straßen Manhattans im Sog des hohen Fußgängertempos förmlich mitgerissen werden.

Die Stadt wird grün

Ex-Bürgermeister Michael Bloomberg hat die Stadt in eine umweltverträgliche Metropole verwandelt. Das zeigt sich am Times Square, der teilweise zur Fußgängerzone wurde, und an mehr als 1600 km Fahrradwegen. Seine Nachfolger Bill de Blasio und Eric Adams setzten und setzen die grüne Revolution im verkehrsreichen Manhattan fort, etwa mit der Eröffnung der Second Avenue Subway, die schon 1920 erstmals als Plan formuliert worden war. Bisher gibt es allerdings nur drei Stationen an der Upper East Side, weitere sollen folgen. Verkehrsinseln wurden zu kleinen Ausruhoasen umfunktioniert und die ehemalige Hochbahntrasse High Line in einen Park verwandelt. Über die gesamte Länge der Insel Manhattan erstreckt sich ein Park am Hudson River, in Brooklyn wurde die Uferlinie unter der Brooklyn Bridge meilenweit begehbar gemacht – Strand, Bootsfahrten und Spielplätze inklusive. Im dicht gedrängten Verkehr beschleunigen Busfahrspuren das ökologischere Fortbewegungsmittel. Dazwischen drängeln umweltfreundlich Fahrradrikschas. Oder du setzt dich selbst aufs Rad: Die blauen Citi-Bikes finden sich an fast jeder Ecke, und per Kreditkarte und App besorgst du dir so ganz schnell und einfach eine Portion Fahrtwind.

Gehen bis die Füße glühen

Aber am aufregendsten ist es immer noch, die Stadt zu Fuß zu erobern. Denn New York ist schon lange als die vielleicht einzige amerikanische Metropole eine echte Fußgängerstadt. Die Straßen sind überwiegend als Gitternetz angeordnet und nummeriert, die Gehsteige meist breit und viele Sehenswürdigkeiten liegen nah beieinander. Man findet sich schnell zurecht und das Risiko, Opfer von Kriminellen zu werden, ist nicht höher als in einer deutschen Großstadt. New York ist außerdem die Stadt der großen Gegensätze. Die Winter sind trocken und frostkalt, die Sommer nicht selten mehr als 30 Grad heiß und oft schwül. Das ausgedehnte Grün des Central Parks trifft auf das wuchtige, unendliche Grau von Beton. Kirchen, die anderswo alles überragen, werden hier von den Wolkenkratzern förmlich umzingelt. Und der Big Apple ist noch immer eine Stadt der Immigranten: Fast 40 Prozent der Bewohner sind eingewandert. Generell freut man sich über weitere Neuankömmlinge, denn viele sind gut ausgebildet (die Hälfte der New Yorker Ärzte etwa sind Immigranten) und hoch motiviert – und bringen die Kultur ihrer Heimat mit. So mischen sich hier viele globale Traditionen, von der Küche Äthiopiens über die Voodoo-Religion aus Haiti bis hin zu den Festtagsparaden der Italiener oder den Drachentänzen der Chinesen. New York ist ein tägliches soziales Experiment des Neben- und Miteinanders, das seinen Ursprung im weltweiten Handel der Hafenstadt hat und heute in allen Lebenslagen meistens spektakulär und bereichernd funktioniert.

Immer neue Einwanderer aus aller Welt

Die Mixtur verändert sich permanent. Im 19.Jh. segelten Einwanderer aus Irland, Deutschland, Österreich und Russland in die Neue Welt. Anfang des 20.Jhs. kamen Italiener und Polen hinzu. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde New York rettender Hafen für verfolgte Juden aus Europa. Die Mischung ist so speziell, dass man nirgendwo sonst in den USA Vergleichbares findet. Deshalb empfinden sich die New Yorker als etwas Besonderes, sie sind kulturell wach, wirtschaftlich auf der Höhe, neugierig, tolerant und manchmal arrogant. Das gilt vor allem für die weißen New Yorker, die die Stadt dominieren, obwohl sie keine 50 Prozent der Bevölkerung mehr ausmachen. In den letzten Jahrzehnten sind Millionen von Mittel- und Südamerikanern hergezogen, Hunderttausende von Chinesen, Koreanern und Vietnamesen, dazu viele Afroamerikaner aus den Südstaaten. Der Zuzug war so groß, dass die Stadt ihren wirkungsvollsten Mechanismus fast verloren hat: das Verschmelzen, Vermischen und Integrieren. Das verändert ihren Charakter, was David Dinkins, der erste schwarze Bürgermeister New Yorks, 1989 so beschrieb: „New York ist kein Schmelztiegel mehr. Es ist ein Mosaik, in dem alle Teile gleich viel wert sind.“ Doch im Mosaik zeigen sich Risse. Die Zugewanderten sind oft arm und nicht wenige illegal im Land, während die Bezahlung an der Wall Street schwindelnde Höhen erreicht – was auch die enormen Lebenshaltungskosten erklärt. Und trotz allem: Die New Yorker überraschen mit ihrem Humor und einem freundlichen Pragmatismus.

Eine Stadt, fünf Stadtteile

Jeder der fünf Stadtteile, die boroughs, könnte für sich eine ganze Stadt sein – wie dies bis 1898 auch der Fall war, als Greater New York durch den Zusammenschluss von Manhattan, Brooklyn, Queens, Staten Island und der Bronx entstand. Brooklyn wird zunehmend interessanter durch seine Museen, die Architektur, den riesigen Prospect Park, die Designerläden und raffinierten Restaurants. Vor allem Williamsburg im nördlichen Brooklyn hat sich zu einem angesagten, teuren Ausgehviertel gemausert. Junge Künstler, Designer und andere Kreative haben ein Netzwerk aus Galerien, Restaurants und kleinen Läden geschaffen. Nun breitet sich das künstlerische Treiben Richtung Osten aus, vor allem in das ehemalige Industrieviertel Bushwick. Schrittweise entdecken die New Yorker auch Queens: Es hat die bunteste Bevölkerung , das am schnellsten wachsende Stadtviertel der USA, Long Island City, – und einen Strand zum Surfen. Aber für viele Besucher bleibt die lange, schmale Insel Manhattan – zwischen Freiheitsstatue und Harlem – das eigentliche Ziel. Hier schlägt das Herz der Metropole.

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