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Reiseführer
Jordanien

Weltgeschichte im Zeitraffer, großartige Naturschätze, faszinierende Landschaften: Im haschemitischen Königreich liegen Zeugnisse der europäischen und vorderasiatischen Kulturen ganz nah beieinander.

Zeitreise zu den Ursprüngen der Zivilisation

Über 10 000 Jahre alt sind die ältesten Großplastiken der Welt, die Ain-Ghazal- Statuen mit ihren lebendig wirkenden Gesichtern, zu sehen in Amman und Irbid. Und dann die Höhepunkte jeder Jordanienreise: die rosarote Felsenstadt Petra und die römische Stadt Jerash. Altorientalische Völker, Nabatäer, Griechen, Römer, Byzantiner, Araber, Kreuzritter, Mameluken, Osmanen und Briten – sie alle hinterließen Spuren auf dem Territorium des heutigen Jordanien. Dabei steht die Archäologie oft noch am Anfang. So war die Zivilisation der ursprünglich nordarabischen Nabatäer wahrscheinlich viel bedeutender für die Entwicklung der gesamten Region, als lange angenommen wurde. Vom „achten Weltwunder“ Petra, das sie ab dem 6.Jh. v. Chr. in den Stein geschlagen haben, ist bislang nur ein Bruchteil zu besichtigen – dabei ist es schon jetzt so groß und spannend, dass man am liebsten zwei oder drei Tage dort bleiben möchte.

Imposante Landschaften, zurückhaltende Menschen

Genauso beeindruckend wie die kulturgeschichtlichen Zeugnisse sind die Landschaften wie das grandiose Wadi Rum im Süden. Die Weite und die Einsamkeit der Sandmeere und Felsformationen reduzieren alles auf das Wesentliche: schlichte Gesten, keine überflüssigen Worte, Kontrolle der Emotionen. Die unaufdringliche Höflichkeit und der Pragmatismus vieler Menschen in Jordanien haben möglicherweise auch hier ihren Ursprung.

Geschichte

  • 12.Jh. v. Chr.

    Frühe Kleinstaaten

  • 2.Jh. n. Chr.

    Blütezeit des Nabatäerreichs

  • 106

    Römische Provincia Arabia

  • 636

    Arabische Eroberung

  • 11.Jh.

    Erster Kreuzzug

  • 1244

    Mamelukenherrschaft

  • 1517–1917

    Transjordanien ist Teil des Osmanischen Reichs

  • 1921

    Abdullah bin Hussein wird Emir in Transjordanien

  • 1946

    Unabhängigkeit Jordaniens, Emir Abdullah wird König

  • 1948

    Gründung Israels, Palästinenser fliehen in die jordanisch beherrschte Westbank und über den Jordan

  • 1967

    Junikrieg: Jordanien verliert die Westbank und Ostjerusalem an Israel

  • 1994

    Friedensvertrag mit Israel

  • 1999

    Tod König Husseins I., Nachfolger wird König Abdullah II.

  • 2022

    Ca. 1,2 Mio. syrische Geflüchtete leben in Jordanien

Erstaunliche Vielfalt auf kleinem Raum

Jordanien ist unglaublich vielfältig. Nur wenige Kilometer vom Wadi Rum entfernt warten die Hafenstadt Aqaba – Jordaniens Tor zur Welt – und das Rote Meer, das mit seinen Korallenriffen und Fischgründen ein wahres Paradies für Taucher ist. Das Jordantal, in dessen subtropischem Klima Gemüse angebaut wird, bietet dagegen viel Grün. An seinem südlichen Ende mündet der Jordan – oder was davon noch übrig ist – in das Tote Meer, das mit rund 430 m unter dem Meeresspiegel den tiefsten Punkt der Erde markiert. Mit seinem hohen Salz- und Mineraliengehalt zieht es von jeher auch viele an, die etwas für ihre Gesundheit tun wollen. Im Norden erstreckt sich eine mediterrane Hügellandschaft mit Olivenhainen und saftigen Wiesen, auf denen bereits Ende Februar Myriaden duftender Blumen für Frühlingsgefühle sorgen.

Ein sicheres Reiseland - safety first!

Trotz seiner vielen Attraktionen und der guten touristischen Infrastruktur erlebt Jordanien immer wieder heftige Krisen, nicht erst seit Corona. Schuld daran ist hauptsächlich die instabile politische Lage in den angrenzenden Ländern. Jordanien vertritt mit Blick darauf den Grundsatz „Safety first“ – Sicherheit zuerst. Und tatsächlich: Laut Statistiken ist Jordanien nach wie vor ein sehr sicheres Reiseland, sowohl im regionalen als auch im weltweiten Vergleich.

Ideales Ziel für Entdecker

Reisende werden in Jordanien respektvoll behandelt. Die Menschen sind freundlich und hilfsbereit, aber selten aufdringlich. Dass Touristen von Andenkenverkäufern oder bettelnden Kindern belästigt werden, kommt vor, aber es ist nicht die Regel. Taxifahrer rechnen fast immer nach Taxameter ab – so gibt es kein lästiges Feilschen um den Fahrpreis. Dank des im regionalen Vergleich guten Bildungssystems sprechen viele Jordanierinnen und Jordanier Englisch. Straßenschilder sind immer zweisprachig, Arabisch und Englisch. Damit ist das Land ein ideales Ziel auch alle, die selbstständig auf Entdeckungsreise gehen wollen.

Wertewandel und Kulturszene

Graffiti-Happening oder Yoga-Retreat in der Wüste? Co-Working im Trendcafé? Familie und Religion bleiben wichtig, doch junge Leute in Jordanien entwickeln ihren eigenen Lebensstil jenseits des konservativen Mainstreams. Frauen wollen eigenes Geld verdienen, und junge Paare möchten mehr Zeit für sich haben, ohne Überwachung durch die Schwiegereltern. Jordaniens Kultur- und Musikszene ist in den letzten Jahren enorm gewachsen, auch wenn die meisten Veranstaltungen immer noch in Amman stattfinden. Es gibt Festivals für modernen Tanz, Straßenkunst, Theater und Kino. Musikalische Liveacts finden fast täglich statt, beispielsweise im Maestro, im Jafra Café, im Jadal Center for Culture, im Manara Cultural Center, im Blue Fig oder in einem der zahlreichen Pubs und Clubs. Beim Shishaschmauchen hört man gern Reggae, Latin und Rockmusik, aber auch arabische Schlager, Fusion und Klassiker wie Umm Kulthoum.

Von der Boomtown Amman bis zum Beduinencamp in der Wüste warten in Jordanien jede Menge neue Erlebnisse auf dich. Du kannst in antiken Ruinen spazieren gehen, bei einem Mokka traumhafte Ausblicke genießen oder moderne arabische Kunst kennenlernen. Entdecke die historischen Highlights und tauch ein in die jordanische Welt von heute. Ahlan wa Sahlan – herzlich willkommen!

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